Kopflastig oder Leichtfüßig?
Deutschland galt einmal als das Land der Dichter und Denker. Seit im Januar 1984 das Privatfernsehen Einzug in die bundesdeutschen Wohn- und TV-bestückten Schlafzimmer gehalten hat und sich seitdem pandemisch ausbreitet, sprechen Bildungspessimisten von einer flächendeckenden Volksverdummung. Gewünscht wird sich eine Rückkehr in das humanistisch orientierte Idealbild des antiken Philosophen, eines, der condicio humana geschuldet, in letzter Konsequenz alles aus sich selbst heraus erschaffenden intellektuellen Wesens.
Der Tod der Philosophie
„Die Philosophen sterben und mit ihr die Philosophie“ lautet eine jener bislang nicht verifizierten Thesen der Kulturkritiker. Dabei ist es nicht die Philosophie per se, die angeblich nur noch in den Hör- und Sprechsälen der Hochschulen auf kulturbeflissenes Interesse stößt; nein der Bildungsbürger, dessen Spezies sich anschickt, dem intellektuellen Siechtum anheimzufallen, hat längst in spirituellen Nischen wie der Esoterik ein gesellschaftlich durchaus kontrovers diskutiertes Pendant kultiviert.
Verordnete Leichtfüßigkeit
Dem tiefschürfenden Denken allerdings, das naturgemäß zur Kopflastigkeit führt, wird zunehmend eine von Psychologen und Neurologen verordnete Leichtfüßigkeit entgegengesetzt. Es handelt sich hierbei wohl um eine zeitgenössische Kulturerscheinung, die darauf warten lässt, in den nächsten Jahrzehnten ein neues Paradigma der Tiefsinnigkeit heraufzubeschwören, nachdem die digitale Demenz durch die Datenvermassung in Analogie zu Adipositas auch zur Verfettung des Gehirns geführt hat.
Wäre ich ein Arzt, würde ich als visuelles Kontrastmittel zu diesem eher kopflastigen Post folgenden YouTube-Clip verordnen; eine Medikation, die an Leichtfüßigkeit wohl kaum zu überbieten ist.